- November 2021 - Umbau zum SASI - Teil 2
meine Einschätzung: 110 kg
Dann kam er also der Morgen der Aufnahme ins Krankenhaus. Mit mir wurden 5 weitere Patienten aufgenommen und untersucht, zwei Revisionen (ein Bypass und ich mit meinem Schlauch) und 4 zukünftige Schlauchmägen.
Die übliche Routine folgte: Papierkram, Gespräche mit der Anästhesie und der Ärzte zur OP, Labor, Lungenfunktionstest, die Magenspiegelung; nach der ich dann, meinen Betäubungs-Rausch in meinem Zimmer ausschlafen konnte; und die Aufnahme durch das Personal auf der Station. Später am Abend folgte dem noch ein „Brei-Schluck“ (Röntgen Magen-Monokontrastdarstellung). Und dann war ich durch. 20 h Licht aus.
Die Nacht vor der OP hatte mir wirre Träume beschert. Letztendlich konnte ich mich damit wieder beruhigen, dass wenn ich am nächsten Morgen aufwachen würde, ich die OP immer noch absagen könne. Doch von den Alp-traumhaften-Zweifeln der Nacht war nach dem Aufwachen am nächsten Morgen nichts mehr vorhanden. Die Information, dass ich mit meiner Operation erst um 14h geplant war, stieß jedoch auf wenig Begeisterung bei mir. Ich war zwar mittlerweile okay damit operiert zu werden, trotzdem wollte ich es hinter mir haben.
Aber ich solle mich schon mal um 12h fertig machen, da OP-Pläne eh nie stimmen würden. Tatsächlich hatte ich mich um die vorgezogene Zeit gerade in meine Stützstrümpfe gezwängt, da stand auch schon die Schwester im Raum und wollte mich abholen! Wegen der daraufhin entstandenen Hektik hatte ich keine Chance mehr meine Beruhigungspille zu genießen, sodass ich das erste Mal in meiner Operationen-Karriere putzmunter und hellwach im OP ankam. Sagen wir mal so, auch wenn ich derweil nett mit dem Personal plaudern konnte, ich kann grundsätzlich darauf verzichten, derartige Vorbereitungen mitzubekommen.
Das Erste, was ich nach dem Aufwachen gespürt habe, war, dass meine Zähne geklappert haben und ich gezittert habe. Und dann wurde mir der Schlauch eines Hypothermie Wärmegeräts (ich habe später nach dem Namen dieser genialen Teile gegoogelt) unter die Bettdecke geschoben und ich wurde mit warmer Luft umhüllt. Einfach himmlisch.
Ich kann mich nicht mehr so genau erinnern, aber um die 18h herum bin ich das erste Mal bewusst im IMC (Intermediate Care / Zwischenpflege) aufgewacht. Bauch abtasten. Alles noch dran? Pflaster? Ja, 4 Stück. Drainage? Nein. Haben Sie Schmerzen? *Nein, eigentlich nicht. Fühlt sich nur ein bisschen so an, als ob man mir einem Rechen oder einer Hake den Magen bearbeitet hätte. Eine Mitpatientin beschriebe es mit: „es fühlt sich an, als ob mein Hund auf mir herumspringt“. Aber … warum nicht? * Ja, geben Sie mir bitte etwas. Schlafen. Kurz aufwachen. Aufsetzten, Wasser trinken und aufs Klo rennen. Wieder ins Bett. Schlafen. Aufwachen. Aufsetzten, Wasser trinken und aufs Klo rennen. Wieder ins Bett. Haben sie Schmerzen? *Nein, eigentlich nicht, aber …* Ja, geben sie mir etwas. Wollen sie ein Schlafmittel? Definitiv nein. Schlafen. Repeat.
So gegen 3 Uhr war ich dann mit dieser Dauerschleife durch und wäre munter gewesen den Tag anzufangen. Um 6h Uhr kam Leben in die Bude, als alle Blutdruckmessgeräte gleichzeitig ihren Dienst antraten. Da für alle Anwesenden alles gut verlaufen war, konnten wir nun durch die IMC flaniert und hier und da ein Schwätzchen halten, während wir auf die Visite warteten. Gegen Mittag war auch der letzte von uns, seinem Bett hinterherlaufend, wohlbehalten wieder auf Station.
Bis auf ein gelegentliches Zwicken im Bereich des Brustkorbes, wegen der Hiatoplastik, den juckenden Zugängen auf den Handrücken und im Bereich der Wundklammern, war ich komplett schmerzfrei. Bereits kurz nach dem Aufwachen wieder Wasser trinken zu dürfen (vorsichtig und Schlückchen für Schlückchen, aber so viel Wasser, wie ich will), mich aufsetzen, aufstehen und aufs Klo gehen zu können, ist ein echter Gamechanger.
Wir alle, das Zimmer hat sich die Woche über mit 2 weiteren Revisionen (ein Bypass und ein weiterer Schlauchmagen) gefüllt, haben die nächsten Nächte locker 10 – 14 Stunden geschlafen. Am Tag haben sich jedoch immer wieder unterhaltsame Gespräche entwickelt, die die Langeweile des Stationsalltags durchbrochen haben. Und das war auch gut so, da ich auf Station die Information bekam, dass ich wegen der „Komplikation“, ein ärztlicher Terminus für „eine Hiatoplastik stand nicht auf dem OP-Plan“, bis zu meiner Entlassung am Samstag überwacht werden sollte. Aber auch die anderen Revisionen musste jedoch auch alle bis zum 4. Tag nach OP im Krankenhaus bleiben. Die „neuen“ Schlauchmägen hingegen wurden am 2., bzw. 3. Tag nach OP wieder entlassen.
Ich war davon ausgegangen, dass ein SASI meinem Reflux-Problem helfen können würde. Dass eine Hiatoplastik (Verfahren zur Einengung der Speiseröhre im Zwerchfell, bei Zwerchfellbruch) hier Abhilfe schaffen könnte, damit hatte ich nicht gerechnet.
Bei der Visite im IMC hatte ich die Gelegenheit, mit dem Chefarzt zu sprechen, der mich auch operiert hat. Neben einem „alles wie besprochen“ hat er auch mit einer hochgezogenen Augenbraue hinzugefügt „Eine kleine Hernie? Klein? Ich habe ihnen den halben Magen aus dem Brustkorb gezogen, von wegen klein! 20 cm war der Riss.“ Damit bezog er sich auf unser Vorgespräch, bei dem ich ihm meine Unterlagen der gastrologischen Untersuchung aus dem Dezember 2020, mit der Diagnose „3 cm kleinen Hianthushernie“ vorgelegt hatte.
Und das erklärte einfach alles. Den Reflux, das Aufstoßen, die Schmerzen beim Liegen und die stechenden seitlichen Brustschmerzen, die mich regelmäßig ereilt haben, wenn ich mich vorgebeugt habe. Unfassbar, dass ich hier nicht eins und eins zusammengezählt habe, wo ich doch von dem Zwerchfellbruch seit 2014 wusste.
Ich bin nur froh, dass ich damals den Verstand besessen habe, die PPIs nicht zu schlucken, diese wären nämlich zu diesem Zeitpunkt völlig nutzlos gewesen. Zwar nehme ich nun doch PPIs, aber aus einem nachvollziehbaren Grund (frisch nach OP) und es sind auch nur 6 Wochen und nicht dauerhaft, wie mir empfohlen wurde.
Ich bin jetzt also stolze Besitzerin eines SASI-S und eines brandneuen Zwerchfells. Die Länge des Dünndarmbypasses wurde vom Chirurgen mit 200 cm angegeben, und zwar den Dünndarm hoch gemessen. Postoperativ kam es zu keinen Komplikationen, die Wundheilung verlief ohne Infektion und der Kostaufbau über 3 Tage wurde von mir gut vertragen.
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