- Juni 2020, 6 Jahre nach OP
8. Juni 2020 = 104 kg
(Praxiswaage Endokrinolgie)
Am 17. Juni 2020 jährt sich meine Schlauchmagen-OP zum 6. Mal. Wow, wie die Zeit vergeht!
Nach wie vor bin ich glücklich darüber, die Entscheidung für eine OP gefällt zu haben und höchst dankbar dafür, dass mir dieser Schritt möglich wurde. Bereuen tue ich nichts. Auch weil ich bis zu diesem Zeitpunkt nur gute Erfahrungen gemacht und von jeglichen Problemen verschont, die eine Adipositas-OP mit sich bringen können.
Wie bereits erwähnt, habe ich bisher keine negativen Folgen der Adipositas OP zu spüren bekommen. Ganz im Gegenteil, dank der OP und der Lebens- und Ernährungsumstellung, die ich damit vollzogen habe, hat sich auch die Situation um meine chronische Darm-Erkrankung, die nach einer Darm-OP, bereits seit 2009 in Remission ist, weiter verbessert. Rund läuft es trotzdem nicht immer in meinem Verdauungssystem, doch das ist Jammern auf sehr hohem Niveau und überhaupt kein Vergleich zum Zustand vor 6 Jahren.
Ich nehme schon seit Jahren keine Medikamente mehr ein, achte jedoch nach wie vor sehr diszipliniert darauf meine Supplemente nach Empfehlung einzunehmen.
Meine Blutwerte, ein kleines Blutbild, zuletzt im Dezember 2019 genommen, zeigen alles in der Norm; von meiner alljährlichen Endokrinologischen Untersuchung im Juni 2020 liegen aktuell noch keine Werte vor.
Die Praxis-Waage hat mir erneut die Kilos bescheinigt, die ich bereits im Juni 2019, 104 kg, gezeigt habe. Da ich mich aktuell nicht auf die Waage stelle, kann ich lediglich anhand der Enge meiner Bekleidung einen Verlauf schätzen.
Seit Anfang 2020 bin ich zurück im low carb und zurzeit in Richtung einer ketogen-carnivoren Ernährung unterwegs und erkenne nun, was ich die letzten 2 Jahren, in denen ich die Kohlenhydrat-Leiter immer höher geklettert bin vermisst habe: die Klarheit (im Denken) und die Ruhe (von Heißhunger-Attacken) im Kopf. Aber auch Gefühl endlich wieder „gesättigt“ und „genährt“ zu sein, kommt langsam zurück, nun da ich wieder mehr auf Protein und Fett in meiner Ernährung achte.
Die letzten Monate haben mir erneut deutlich vor Augen geführt, dass ich mein Körper mit einer sehr low carben Ernährung viel besser zurechtkommt. Neben vielen kleineren positiven Veränderungen (Haare, Haut, Wassereinlagerungen) bin eindeutig fitter und leistungsfähiger, ich schlafe besser und mein Gewicht lässt sich viel einfacher managen.
Mit dieser neuen Energie ist auch meine Lust mich zu bewegen zurückgekehrt. Zum Glück sind nun auch die Studios, nach dem Corona-Lockdown, wieder geöffnet. Nach fast 6 Monaten Kraftsport-Pause (Krankheit und Lockdown) habe ich außerordentlichen Respekt vor dem „Muskelkater des Todes“ und gestalte meinen Wiedereinstieg sehr locker. Zurzeit beschränke mich erst einmal aufs Cardio (auch weil wir im Spätsommer, wenn wir dürfen, zum Wandern nach Österreich wollen und ich dafür unbedingt was tun muss) und darauf wieder einen festen Trainings-Rhythmus in meinen Alltag integrieren.
In den letzten 6 Jahren bin ich so einigen Fehler erlegen, aber ich durfte auch viele neue und spannende Erfahrungen machen und lerne jeden Tag etwas Neues dazu.
Ich wiege heute 20 kg mehr als mein Tiefststand nach OP. Und auch wenn es schwer war diese Zunahme zu akzeptieren, so bin ich mir heute immer sicherer, dass es ein wichtiger Entwicklungsschritt war, um weiter an einem gesunden Verhältnis zu Essen arbeiten, bzw. ein solches Verhältnis aufbauen zu können. Und auch wenn ich nach wie vor „dünn fühlen“ will, was ich aktuell so nicht empfinde, haben heute für mich Gesundheit und Wohlbefinden einen sehr viel höheren Stellenwert gefunden.
So liegen für mich auch die bedeutendsten Veränderungen der letzten 6 Jahre heute nicht der Entwicklung meiner Figur, sondern in meiner Persönlichkeit. Ich habe mich zu einem Menschen entwickelt, der nicht mehr so einfach alles hinnimmt. Meine Abwehrreaktionen mögen ungelenk und mitunter grob daherkommen, schließlich habe ich nie gelernt mich selbst bewusst und ganz natürlich zur Wehr zu setzten, doch bin ich endlich bereit dafür aus meiner seiner Komfortzone zu steigen und eine Konfrontation hinzunehmen. Manchmal braucht dieser Prozess ein wenig Zeit, alte Verhaltensmuster sind nun mal schwer abzulegen, doch er ist angestoßen und ich liebe diese Entwicklung.
Doch damit bin ich nicht mehr so bequem zu handhaben wie früher. Ich bin „komplizierter“ im Umgang geworden und das hat seine Spuren hinterlassen. Freundschaften und Verbindungen haben sich verändert oder haben gehen müssen. Und das war ebenso schmerzhaft, wie befreiend.
In den letzten 6 Jahren habe ich eine Reihe an Hoch- und Tief-Phasen durchlebt. Ich habe erlebt, wie es sich anfühlt „sich dünn zu fühlen“ und wie schwer es war, mit einer Wiederzunahme umzugehen, aber auch wie heilsam es sich letztendlich auf mich ausgewirkt hat.
Ich bin von „Himmelhochjauchzend“ bis „zu Tode betrübt“ gewechselt und ich habe verstörende und befreiende Gefühle erlebt. Ich habe von keto bis vegan die ganze Bandbreite an Ernährungsstilen ausprobiert und Bewegung schätzen gelernt.
Bleibt mir nur zu wünschen, dass das weiter so wirkt und die nächsten 6 Jahre hoffentlich genauso spannend werden, wie die vergangenen.
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