Spritze 6

Ehrlicherweise habe ich nicht erwartet, dass mir die Waage gewogen sein würde. Immerhin, das Gewicht steht und ist nicht hochgegangen. Ich verbuche das als Erfolg.

Da wir die Woche mit der Familie unterwegs waren, wollte ich keine Versuche riskieren und bin auf der Dosierung geblieben. Sehr interessant war, dass mir, im Gegensatz zu letzter Woche, in der ich nur sehr wenig von der Spritze gemerkt hatte, bereits in der Nacht leicht übel war. Das setzte sich in den Morgen und über den Tag hinweg fort.

Bis zum Mittwoch waren die Tage und Nächte von Übelkeit geprägt; was besonders bedauerlich war, da wir Samstags zu einer Hochzeit eingeladen waren. Typisch, dass ich dort - mal wieder - das Stück der Hochzeitstorte zum Nachtisch - also die süßen Carbs - trotzdem essen konnte, während das (wirklich wunderbar zarte und sehr schmackhafte) Roastbeef zum Hauptgang - das so wertvolle Protein - überhaupt nicht ging.

Mittwoch war dann eigentlich alles verschwunden und es fühlte sich so an als hätte ich überhaupt nichts gespritzt. Zuvor hatte ich Sonntags und Montags noch heftige Kopfschmerzen zu ertragen; allerdings hat die gesamte Familie über wetterbedingte Kopfschmerzen geklagt, deswegen weiß ich nicht, ob ich das der Spritze als Nebenwirkung anrechnen kann.

2 oder 3 Dumpings haben mich in dieser Woche kalt erwischt - zu Gelegenheiten, die ich mir einfach nicht erklären konnte. Wann immer ich fest mit einem gerechnet habe, dann bleib die Blutzucker-Achterbahn aus. Ich weiß auch nicht, nichts hat einen Sinn gemacht.

Positiv kann ich vermerken, dass ich in der Woche Fisch „satt“ und ansonsten viel Eier, Quark und einen Huhn- und Fleischanteil hatte. Das mit dem Protein sah also gar nicht so schlecht aus. Aber es gab auch Pommes zum Fisch, Brötchen zum Frühstück und (lecker) Kuchen zur Teestunde.

Für meine Verhältnisse hat auch das 3 Mahlzeiten essen ganz gut geklappt. Auf jeden Fall war das „über den Tag immer am Snacken“, in dieser Woche kein Thema.

In Urlaubsstimmung, bin ich jedoch in diesem Jahr soweit gegangen, dass ich mir eine Tüte Chips gekauft habe. Damit bin ich erstmals seit 2014 meiner Nemesis, Kartoffelchips, entgegengetreten. Mein Fazit: sie waren essbar, aber so köstlich wie damals, fand ich sie nicht.

Ich hoffe nur, dass das so bleibt und der „naja, ganz okay, brauche ich aber nicht“-Geschmack und der Respekt für den ultimativen Gegner am Ende nicht alter Gewohnheit und den Designern der Lebensmittelindustrie unterliegt. Ich will auf keinen Fall wieder zum Kartoffelchips-Junkie werden. 

Da wir in diesem Jahr nicht mit den Fahrrädern unterwegs waren, aufgrund der eher schlechten Wetterprognosen haben wir sie zu Hause gelassen, konnten wir die Woche einige Schritte auf der Guthaben-Seite verzeichnen. Nach dem Essen oder in der Regenpause schnell Mal eine kurze Runde gedreht. Auf dem Deich gegen den Wind, ein bisschen so, wie Wassergymnastik, stets gegen Druck arbeitend. Touristenparkplätze, die in der Regel außerhalb der historischen Städtchen liegen und Museen, in denen man ordentlich Wege zurücklegen kann.

Bis auf die anfänglichen Nebenwirkungen, Übelkeit und Reflux, und die stetige Gefahr der Dumpings durch mittelmäßige Ernährung, war es am Ende dann doch noch eine entspannte Woche. Erneut ist mir positiv aufgefallen, wie gedämpft mein Bedürfnis ist, etwas zwischen den Mahlzeiten in den Mund zustecken. Nicht dass ich das nicht hätte können, sondern einfach, dass ich es nicht brauchte.

Und das ist großartig. Eines der Ziele, warum ich mit der Wegovy-Therapie angefangen habe. Mich nervt allerdings ein wenig, dass ich mir das immer wieder in Erinnerung rufen muss. Bedauerlicherweise dominiert in meinem Kopf der Gedanke an die Waage. Was totaler Blödsinn ist, bedenkt man die "Ich gönn mir was"-Urlaubsstimmung und der entspannte Umgang mit der Essensauswahl.